Musik im Museum

I MUSIK IM MUSEUM

Christoph Haffter   Wohin befreit sich die Musik? – Kunsträume jenseits des Konzertsaals

Kalas Liebfried   Musik machen ausstellen – Cyrus Goberville, Andrea Lissoni und Çağla Ilk im Gespräch

Christian Grüny   Musikmachen ausstellen, Publikum formieren

Leonie Chima Emeka   Von Verschollenheit und Schall – Gedanken zu zwei politischen Diskursen in zeitgenössischer Klangkunst aus Südafrika und Nigeria

Eric Petzoldt & Joshua Weitzel   »Jazz, Baseball, Boxen« – Das Jazzprogramm der documenta IX

Sarah Johanna Theurer   Musizieren im Museum – Marina Rosenfeld im Gespräch

II SPECIAL Inklusives Komponieren

Sandris Murins   Molly Joyce, Oliver Iredale Searle, Markus Fagerudd, Ben Lunn, Amble Skuse und Clare Johnston im Gespräch

III POSITIONEN

Schall & Rausch Festival, Berlin; Eclat, Stuttgart; [in]operabilities; Zubin Kanga; Composing While Black; Matthew Shlomowitz; Wien Modern; The Bloomsbury Handbook of Music and Art; Composing Women; Eavesdropping, London; cresc… Biennale, Frankfurt; Die Kunst des Komponierens; Nam June Paik; Club Transmediale; Akusmatik als Labor; Vokalensemble Alter Ratio, Berlin; Musikalischer Materialismus; Melancholia, Stockholm; Ultraschall Berlin; Pierre Jodlowski

EDITORIAL

Seit einigen Jahren potenziert sich die Einbindung von Musik in Kunsträumen. Musik meint hier nicht die seit den 90ern etablierte Form der Klanginstallation, sondern das wirkliche Spielen, Performen oder Musizieren mit Instrumenten oder Stimme. Das Programm des Haus der Kunst (HdK) in München kann paradigmatisch dafür stehen; seit der Übernahme durch den Leiter Andrea Lissoni ist fast jede Ausstellung einem Musikthema gewidmet – z. B. die Soloausstellungen zu Katalin Ladik oder Meredith Monk, aber auch das hauseigene Musikfestival Echoes sowie die Konzertreihe TUNE. Im Moderna Museet in Stockholm gab es eine große Laurie Anderson-Einzelausstellung, und Ari Benjamin Meyers installierte seine Kunsthalle for Music u. a. im Witte de With in Rotterdam.

2023 hat sich auf Initiative des Philosophen Christian Grüny eine freie Forschungsgruppe gegründet, die sich dieser sehr zeitgenössischen Entwicklung theoretisch annehmen will. Dieses Heft ist die erste öffentliche Ausgeburt der bisherigen Treffen in Stuttgart am CAMPUS GEGENWART, bei denen der Musikphilosoph Christoph Haffter, die Musik- und Medienwissenschaftlerin Anna Schürmer, die HdK-Kuratorin Sarah Johanna Theurer, der Musikwissenschaftler und Kurator Joshua Weitzel, die Dramaturgin und Wissenschaftlerin Maria Huber sowie Positionen-Redakteur Bastian Zimmermann zusammenkamen. Für die in Auftrag gegebenen Texte und Interviews kamen weitere Gastautor*innen hinzu.

Christoph Haffter eröffnet mit der Frage nach der Befreiung der Musik durch Räume der Kunst. Kalas Liebfried hat sich mit drei der wichtigen Kurator* innen, die Musik in ihren Häusern in Szene setzen, getroffen und befragt Cyrus Goberville, Andrea Lissoni und Çağla Ilk zu ihrer Praxis. Christian Grüny ergründet die Frage nach dem Musikmachen und dem Publikum im Museumsraum. Mit Leonie Chima Emekas Analyse von Klangkunst aus Südafrika und Nigeria sowie der Erörterung der Rolle des Jazzprogramms auf der Documenta IX durch Eric Petzoldt und Joshua Weitzel finden sich zwei – wie immer besondere – Fallbeispiele von ›Musikmachen ausstellen‹ im Heft, die schließlich mit der Sichtweise einer Künstlerin im Interview von Sarah Johanna Theurer mit der Komponistin Marina Rosenfeld abgeschlossen wird.

Das Special führt die im Heft #137 gestartete Interviewreihe von Sandris Murins mit Komponist*innen zum zeitgenössischen Ability/Disability- Diskurs fort und fokussiert dieses Mal – nachdem im vorigen Heft die Arbeit von Komponist*innen mit Behinderung beleuchtet wurde – das Komponieren von inklusiven Werken; einer Musik, die es erlaubt, von verschiedenfähigen Musiker*innen gespielt werden zu können.

Wir wünschen viel Spaß und Anregung beim Lesen dieses Hefts #139!

Bastian Zimmermann & Andreas Engström