I KLANG KUNST MUSIK
Sophie Emilie Beha Rant: Spitzengagen für das Prekariat
Ed McKeon Die Vergangenheit ist nicht mehr das, was sie einmal war
Julia H. Schröder Kuratorische Klangkunst – Auf dem Weg zu neuen Formen der künstlerischen Zusammenarbeit?
Eunice Fong A slightly curving place oder Wie das Persönliche im kollektiven Erzählen eine Gemeinschaft formt
Andreas Engström Klang Kunst Musik – die Konjunktion dreier Planeten im Jahr 2017
Joshua Weitzel Oral Storytelling statt Komposition – Gedanken zur Klangkunst auf der documenta
KLANG KUNST MUSIK UND ÖFFENTLICHE RÄUME
Sarah Johanna Theurer »Klang und Raum als grundlegendes Material künstlerisch gestalten.« – Interview mit Carsten Seiffarth
»Das Verhältnis von Klang und Raum verstehe ich als Choreografie« – Interview mit Marie-Therese Bruglacher
II SPECIAL
Strecke Berlin–Bonn
III POSITIONEN
Warschauer Herbst; Hörorte | Klangräume; Genoël von Lilienstern; Carl & Åsa Unander-Scharin / Karin Rehnqvist, Stockholm; Andrea Neumann; Die Zukunft der Kritik; Malakoff Kowalski; klub katarakt, Hamburg; Sound Within Sound – Opening Our Ears to the 20th Century; Broken Music Vol. II, Berlin; Take your time, Amsterdam; Ultraschall Berlin; Musik der DDR? Komponieren im real existierenden Sozialismus; Brigitta Muntendorf; Eclat Festival, Stuttgart; Acéphale, Köln; Musik machen – Persönliche Einblicke in die Entstehungsprozesse Zeitgenössischer Musik; ensemble mosaik: Klanggutkalalog, Berlin; Guðmundur Steinn Gunnarsson / Áki Ásgeirsson; Opera Forward Festival, Amsterdam; Gordon Kampe: Dogville, Essen; Walter Zimmermann; À bruit secret – Das Hören in der Kunst, Basel; Mathias Monrad Møller & Alma Toaspern, Leipzig
2010 hat der Musikwissenschaftler Volker Straebel den jetzt fast schon klassischen Text »Vom Verschwinden der Klangkunst« veröffentlicht. In dem Text argumentiert er dafür, dass die wissenschaftliche Forschung die Geburt der Klangkunst verursacht hat – und, dass es ein Ende für dafür geben wird: Die Kunst wird weiter bestehen, aber die Kategorien, die Gattung wird enden. Die Frage ist: Sind wir heute an diesem Punkt? Oder haben wir ihn schon lange passiert?
Diese Frage berührten wir schon bereits 2019 in einem Heft mit dem Titel »Wer ist Klangkunst?«. Wieso wer was tut, in welchem Zusammenhang und mit wem ist immer grundlegend dafür, wie etwas wahrgenommen und in Kategorien geordnet wird … und wo es zu sehen und zu hören ist! Mit diesem Heft folgen wir weiter diesen Fragen – ohne die Absicht einer Antwort. Was uns interessiert, ist der Stand der heutigen Klangkunst, Sound Art oder einfach generell klang- und musikbezogener Kunst. Oder wie wir das auf dem Cover und in Artikeln im Heft nennen: Klang Kunst Musik.
Wir haben uns auf die Kunstszenen konzentriert, um zu sehen, wie man sich dort zu diesem Gebiet, den Kategorien und der neuen Musikszene verhält. Ed McKeon geht in seinem Essay davon aus, wie die Geschichtsschreibung sich stetig verändert: Was einmal Geschichte war, ist es vielleicht nicht mehr – was konkrete Auswirkungen auf die heutigen Szenen hat, wenn man sich nicht mehr (oder freier) zur Geschichte verhalten kann oder darf. Julia H. Schröder schaut ihrerseits wie manche Klangkunstwerke als kuratorische Projekte bezeichnet werden könnten, was auch die Entstehung von Arbeiten im Kollektiv betrifft. Eunice Fong führt dies weiter aus, indem sie die kollektiven Prozesse einer Ausstellung der Kuratorin Nida Ghouse von innen heraus darstellt.
Zwei Versuche zu begreifen, wie klangbezogene Werke aus Sicht der bildenden Kunst gedacht werden, unternehmen Andreas Engström und Joshua Weitzel. Engström fokussiert das Jahr 2017 mit den drei Großereignissen der Kunst in Venedig, Kassel (inklusive Athen) und Münster. Weitzel schaut auf die Geschichte der Musik und Klangkunst auf der documenta seit ihren Anfängen, mit starkem Fokus auf die letztjährige Ausgabe. Diese Großausstellungen haben sich bezüglich ihres Verhältnisses zu Klang und Musik während der Jahre verändert. Interessant ist, wie und wo diese Veränderungen entstehen, wann Kunst- und Musikdiskurse sich treffen – und wann nicht. Klangkunst war von Anfang an sehr eng mit öffentlichen Räumen und dem Wandel von Städten verknüpft. Sarah Johanna Theurer exploriert in zwei Interviews mit Carsten Seiffarth und Marie-Therese Bruglacher zwei Generationen von Kurator*innen und ihre Perspektiven auf Stadträume, Kunst und Musik.
Das Special greift die Arbeit der beiden Kurator*innen auf und zeigt Fotografien von Arbeiten in den Stadträumen von Berlin und Bonn, die eine Fortführung in der kommenden Ausgabe des Berliner Musik- und Kunstmagazins 20seconds finden werden.
Und wie immer reflektieren die Positionen im dritten Teil des Hefts das zeitgenössische Musikschaffen anhand von Büchern, Platten und Events.
Wir wünschen viel Spaß und Anregung beim Lesen dieses Hefts #135
Bastian Zimmermann & Andreas Engström
Referenz: Klangräume der Kunst, Peter Kiefer (Hrsg.), Kehrer Verlag 2010