Musik und Straße

I MUSIK UND STRASSE

Friederike Kenneweg    Erfahrung, Neugier, Forscherdrang: Instrumente selbst bauen

Rupert Enticknap   Eine Möglichkeit, Teil des Ortes zu werden – Interview mit Camilla Vatne Barratt-Due

Hanna Grześkiewicz   Street Fighting Human

Edward Henderson   Musik und Obdachlosigkeit

Bastian Zimmermann   Musik in Abschiebegefängnissen

María Inés Plaza Lazo & Ido Nahari   Komposition einer Meta-Stadt – Gespräch mit Ari Benjamin Meyers

Tobi Müller   Street Fighting Sound

II SPECIAL: UKRAINE

Ljubow Morosowa   Während des Krieges verwandelt ihr euch alle in ein großes Ohr

Andreas Engström   Musik und Realität in der Ukraine – Interview mit der Komponistin Karmella Tsepkolenko

Julia Mihály   Iwano-Frankiwsk – ein virtueller Schutzraum für eine zukünftige Aufführung

Julie Hugsted   Drei KünstlerInnen – eine Hoffnung

III POSITIONEN

Designing Voices, Potsdam; Vomit Lunchs; glanz&krawall; Thierry Tidrow, Dortmund, Blutender Tage – Elnaz Seyedi & Ehsan Khatibi; Madeiradig; Zeiträume Basel – Thomas Kessler, Katharina Rosenberger; Kaj Duncan David; Sound in the Ecstatic- Materialist Perspective on Experimental Music; Ultraschall, Berlin; gamut inc, Köln; Eclat, Stuttgart; Genevieve Murphy; CTM, Berlin; Marc Matter; Christian Marclay & Steve Beresford; Julius Eastman, München

EDITORIAL

Es startete damit, dass eine uns nahestehende Person in der S-Bahn von Berlin eine Ausgabe der Arts of the Working Class – dem (nicht nur) Berliner Kunstmagazin, dass von zumeist Obdachlosen verkauft wird – erstand und spontan die Idee aufploppte: Straße und Musik, ein spannendes Thema! Und María Inés Plaza Lazo und Alina Kolar von AotWC waren sofort davon angetan, schon seit langem wollten sie eine Musikausgabe planen. Hier ist sie nun, die Kooperation zwischen den zwei Berliner Magazinen. Wir gestalten gemeinsam die beiden unseren Ausgaben, haben uns gegenseitig inspiriert und feiern das schließlich am 3. Juli mit einem kleinen Straßenkunstmusikfestival … später dazu mehr.

Straßenmusik ist ein Phänomen, das ständig in den eigenen Blick gerät. Auf der Straße vermischen und kristallisieren sich Dinge, die man im Kunstmusikbetrieb allzu gerne vermischt und kristallisiert sehen will: Instrumente, instrumentale Praktiken, Karrieren, Nationalitäten der Spieler*innen … Aber wer darf was wie und wo zum Ausdruck bringen? Wer hat Zugang zu was? Eine Frage an die Demokratie und den öffentlichen Raum. Nun gibt es aber zum Aspekt von Musik und Straße auch viele weitere Dimensionen. Friederike Kenneweg widmet sich im Eröffnungstext dem Aspekt von DIY und Instrumentenbau und im Prinzip allen Aspekten kreativen Austauschs, der im Feld von Musik und Straße vorkommt. Hier existieren eine Vielfalt von Genres und Praktiken nebeneinander. Der tatsächlichen Straßenmusik widmen sich das Interview von Rupert Enticknap mit der Musikern Camilla Vatne Barratt-Due zu ihrer Musizierpraxis zwischen Straße und Berliner Clubkultur sowie Hanna Grześkiewiczs Porträt von migrantischen (und musikalischen) Protestszene in Berlin. Edward Henderson recherchiert sich in London durch Charity-Institutionen, die mit Musik auf die Situation von Obdachlosigkeit reagieren. Bastian Zimmermann hat zwei Menschen interviewt, die sich in einem Immigration Removal Detention Centre in Dover kennengelernt haben. Vertreibung und soziale Distinktion thematisiert auch Tobi Müller in seinem Essay. Und die AotWC-Herausgeberin María Inés Plaza Lazo sowie Ido Nahari interviewen Ari Benjamin Meyers zu seinem städtischen Sozialkunstmusikprojekt Rehearsing Philadelphia.

Wie kann man die eigene Stimme sichtbar und hörbar machen? Durch Widerstand. Das Februarheft findet hier seine Fortführung. Und das Special widmet sich der Ukraine, den Formen des Widerstands dort, hier und jetzt, gerade im Moment.

Danken möchten wir an dieser Stelle auch Malik Sharif vom Music and Minorities Research Center in Wien sowie dem Aktivisten und Künstler David Tovey aus London für die vielfältigen Empfehlungen bezüglich Musik und Migration sowie Obdachlosigkeit und Kunstproduktion in England.

Und wie schon gesagt, es geht dann weiter mit dem Thema Straßenmusik bei dem gemeinsam mit AotWC entwickelten Festival am 3. Juli in BUFA Berliner Union Film Ateliers am Südrand vom Tempelhofer Feld, Berlin. Zum Programm könnt ihr bald mehr auf www.positionen.berlin lesen.

Wir wünschen viel Spaß und Anregung beim Lesen dieses neuen Hefts #131

Bastian Zimmermann & Andreas Engström