Margarethe Maierhofer-Lischka ## Quo Vadis Netzmusik?
Made in the DDR – Beobachtungen und Reflektionen: Jakob Ullmann, Michael von Hintzenstern, Frank Kämpfer, Susanne Stelzenbach, Ralf Hoyer, Ellen Hünigen, Ekkehard Klemm, Burkhard Glaetzner
Raphael Jacobs Wir beginnen spielerisch mitzuschreiben – Ein Online-Tagebuch zu den Lockdown-Jams der Bastard Assignments
Susanne Westenfelder Tonal ist, was du draus machst – Wie man in atonaler Musik die Subdominante findet
Juliane Schwarz-Bierschenk Einfach BOOM gemacht – Musikalische Zeitgenoss*innen in Chemnitz
Anna Schürmer Was archiviert wird – ist vergangen? Die Musik(geschichte) der DDR in Dokumenten, Aufzeichnungen und Nachlässen
SPECIAL
Anna Schürmer ABC-DDR – Ein enzyklopädisches Glossar
POSITIONEN
5 Jahre IMPAKT Records; Houdt/Dykstra/Frey; ECLAT: Belarus-Schwerpunkt; Jazzfest Berlin; Waldesruh; Improvisierende im Interview; Neue Musik für ein Deutschland nach dem Krieg; Ultraschall: Emre Dündar & Stefan Keller; AG Cook; Komponistin Younghi Pagh-Paan; Feminist Guide to Nerdom; MEHRLICHT!MUSIK; Robin Hoffmann; Aphergis/Hosokawa/ Neuwirth/Saunders/Sciarrino; Linda Catlin Smith; Die Welt nach Wagner; Echo im Sprachwald; Duo Gelland; Ignaz Schick
1988 wurde dieses Heft von Gisela Nauck und Armin Köhler in Leipzig gegründet. Es wird erzählt, dass – beide im Edition Peters-Verlag arbeitend – noch etwas Papier einer anderen Produktion übrig war. Die Wende kam schon bald und das Heft ging mit Gisela Nauck in die Wiedervereinigungsjahre nach Berlin. Die Positionen standen seither auch immer für ein Insistieren auf die Werke von Komponierenden aus der ehemaligen DDR.
Zusammen mit Anna Schürmer – jüngst an die Uni Halle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Brückenprofessur ›Musik und Medien‹ berufen – haben wir einen Schwerpunkt konzipiert, in dem wir explizit das reiche Erbe der Positionen aufgreifen. Schürmer selbst hat das diesmalige Special verfasst: Ein etwas augenzwinkerndes Glossar ABC-DDR zu den gesellschaftlichen wie musikalischen Begrifflichkeiten jener Zeit.
War es zu Beginn die Idee der Ausgabe, der Herkunft der Positionen zu huldigen und ein Gefühl für die Zeit und die Ästhetiken an die jüngere Leser*innengeneration weiterzugeben, haben sich neben einer kulturpolitischen Perspektive nach und nach auch Fragestellungen herauskristallisiert, die allgemeiner das Erinnern befragen – die »DDR« als ein bezeichnendes Beispiel, als ein Sprungbrett zu Fragestellungen der zeitgenössischen Kulturgeschichte. Was wir wollen ist weder Ostalgie noch ein naives Wiederentdecken – sondern ein Wiedererkennen.
Wenige Musikszenen werden so übersehen, wie die im Osten Deutschlands. Kulturpolitisch ist das katastrophal, kunstgeschichtlich problematisch. Ersteres wird durch die im Heft verstreuten Beobachtungen von Ereignissen und Reflektionen zu Ästhetiken einiger Protagonist*innen der »mittleren Generation« bestätigt. Ellen Hünigen formuliert hier, dass »nach der Wende […] ein seltsames Loch in Wahrnehmung und Interesse bei Veranstaltern, Festivals, Radiosendern, Redakteuren, Ensembles, Dirigenten etc. [entstand]«. Auch historisch bestätigt sich dies in Schürmers Interview mit Barbara Wiermann und Kathrin Bircher von der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden. Sie sagen, dass »mit der Generation geht das Wissen um eine andere deutsche Musikkultur unter; es fehlen dann Menschen mit eigenen Erfahrungen in diesem anders organisierten und gestalteten Musikleben.«
Was war, lebt aber doch weiter – die Vergangenheit greift immer in die Gegenwart ein. Beispiel dafür ist das Stadtporträt: Die Ethnologin Juliane Schwarz-Bierschenk schaut auf die Entwicklungen in Karl-Marx- Stadt, heute Chemnitz, die schon lange als Subkulturmusikstadt bekannt ist und nun als Kulturhauptstadt 2025 ausgerufen wurde. Flankiert wird dieses Porträt von den Karl-Marx-Selfies des Chemnitzer Künstlers Andrzej Steinbach. Dank geht auch an die Künstlerin Henrike Naumann, die uns einige Ansichten ihrer idiomatischen Installationen, auch fürs Cover, zur Verfügung stellt!
Wir wünschen also viel Spaß und Anregung bei der Lektüre und Sichtung des Hefts 127!
Bastian Zimmermann, Anna Schürmer & Andreas Engström