Masatake Shinohara Die Resonanz zwischen philosophischem Denken und künstlerischen Praktiken während der ökolgischen Krise in Japan
Thomas Groetz »Musik unterliegt dem Druck, den die Gesellschaft auf unser Bewusstsein ausübt.«
Sarah Johanna Theurer Connectivity equal to an escape...
Frauke Aulbert Performance(kunst) und Neue Musik
Jan Beuerbach Pygmalion und die Musik entäußerter Gehirne
Anna Schürmer Ludo-Ästhetik: Künstl(er)i(s)che Welten
Sven & Gerliene Schlijper-Karssenberg Todo es Musica: Der Alltag in der Anomalia Argentina
Special
Cassandra Miller & Marja Christians Potted plants and other listening beings
Positionen All that dust; Cassandra Miller; Forced Entertainment / internil; Wittener Tage für neue Kammermusik; Genesis / Club Silencio; Neue Musik und Naturprozesse; Marion Saxer; Trio Catch; Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts; Lachenmann-DVDs; Éliane Radigue; Fortschrittsdenken in der Neue Musik; Bec Plexus; Ayumi Paul; Zeynep Gedizlioğlu; Heroines of Sound; Jakob Ullmann; Kreidler / Tchiba; Grapefruits; N.N.; Poetry Jazz
Wer hört wem wie warum und in welcher Situation zu? Und was wird eigentlich gehört? Die Perspektiven können zahlreich sein, die Hörgegenstände und Klangursachen sich je nach Perspektive wandeln. Musikalische Praxis verschiebt sich. Ungeahnte Hörer*innen erschließen sich. Mit Potted plants and other listening beings der Künstlerinnen Cassandra Miller und Marja Christians (Dank auch an Cassandra Miller für die Bereitstellung der Coverzeichnung!) findet sich im Special ein poetischer Text, der die Wahrnehmungen der uns so nah- und manchmal auch fernstehenden Zimmertopfpflanzen und ihr Hörvermögen zu artikulieren versucht.
Die Wahrnehmung von Welt, Umwelt in klimatischer wie politischer Hinsicht und den dadurch entstehenden Verhandlungen bzw. Verschiebungen in künstlerischer Praxis gehen auch die Hauptartikel nach: Der japanische Kunstkritiker Masatake Shinohara hat für uns über die Zusammenhänge der ›dark ecology‹ eines Timothy Morton, jüngsten klimatischen Katastrophen in Japan und den neuesten künstlerischen Tendenzen geschrieben. Thomas Groetz hingegen untersucht das Schaffen der Komponisten Luc Ferrari und Henning Christiansen in den 70er-Jahren und deren Bestreben ein künstlerisch-politisch adäquates Verhältnis zu ihrer Umwelt zu finden. Die Kuratorin Sarah Johanna Theurer zeigt anhand einiger spannender Positionen aus der Musikperformancekunst wie die ästhetisch-politisch-mythischen Dimensionen von Stimme im Bildenden Kunst-Kontext reflektiert werden. Dieser seit einigen Jahren erstarkenden Tendenz von auditiver Kunst in Galerie- und musealen Kontexten geht – aus der Interpret*innenperspektive – auch die Sängerin Frauke Aulbert nach und bespricht – ausgehend von den Widersprüchen in ihrer Musizierpraxis – einige aktuelle Performance-Positionen. Jan Beuerbach schaut mit der Gegenwart in die Zukunft und reflektiert die philosophischen Herausforderungen des weltweit ersten neuronal gesteuerten Synthesizer cellF des Künstlers Guy Ben-Ary. In die weiten Welten des Computerspielens stürzt sich Anna Schürmer, indem sie nach kompositorischen Konzepten sucht, die sich solcher Gaming-Strategien annehmen und darin die musikalische Praxis verschieben. Und ganz praktisch, weil geografisch verschoben, unternehmen Sven und Gerliene Schlijper-Karssenberg einen musikalischen Trip durch das experimentelle Musikschaffen Argentiniens. Nehmt das Mobilgerät zur Hand und lasst euch von den Verlinkungen inspirieren!
Auch einige der ›Positionen‹ wie die von Rita Argauer, Jakob Böttcher oder Irene Lehmann thematisieren im nun schon zweiten Heft des kulturellen Corona-Lockdowns die neuen Herausforderungen künstlerischen Schaffens anhand von Youtube-Streams und Online-Festivals sowie seit Neuestem Live-Performances vor 50 Zuschauer*innen.
Über dieses Heft hinausgehend möchten wir darauf verweisen, dass in den Sommermonaten Raphael Jacobs eine Art Tagebuch auf der Positionen-Website veröffentlichen wird, das die Lockdown Jams der britischen Gruppe Bastard Assignments textlich begleitet. Link in Bio…ähh Heft!
Wir wünschen also viel Spaß und Anregung bei der Lektüre und Sichtung des Hefts 124!
Bastian Zimmermann, Andreas Engström & Katja Heldt